Objektname

Hahay’iwùuti (Katsina-Mutter [Chief-Katsina (Mong)])

Künstler

Unbekannt

Entstehungsort

Unbekannt

Datierung

ca. 1960

Provenienz

Sammlung Antonio und Christin Ferretti

NONAM Inv. Nr.

2018-FE-00145

Material

Cottonwood (Wurzelholz der Pappel), Farbe

Maße

18 x 5 x 5,5cm

Zeremonien

Powamuya, Shalako, Paalölöqang, Patsavu, Soyoko

Beschreibung

Die Kontur der tihu ist weitgehend geschlossen, die Haltung statisch. Einzelne Elemente sind plastisch voneinander abgesetzt. Der Kopf ist nach oben abgeflacht und seitlich gerundet, aus der schwarzen Haarkappe stehen rechts und links runde, leuchtend rote Ohren. Die obere Hälfte des weißen Gesichtes ist von zahlreichen parallel und vertikal verlaufenden Linien in Rot bedeckt, die wahrscheinlich als Stirnband mit Fransen zu interpretieren sind. Auf den Wangen trägt die Figur jeweils einen roten Punkt. Die Augen und der Mund sind als schwarze Sichel dargestellt, deren Enden nach oben zeigen. Die für das Kostüm der Hahay’iwùuti typische gelbe Halskrause bildet die Basis für den Kopf. Darunter kommen die abgerundeten Schultern zum Vorschein, die von einem weißen Obergewand bedeckt werden. Dieses hat am oberen und am unteren Ende drei rote Streifen und einem schwarzen Saum. Das Kleid darunter ist schwarz und wird ebenfalls nur mit einigen roten und grünen Streifen am Brustbereich und unten am Saum verziert. An der Taille ist ein rot-grüner Gürtel umgebunden, der von den weißen Unterarmen und Händen zum größten Teil bedeckt wird. An den Handgelenken sind schwarze Linien aufgemalt, an denen türkisfarbene Punkte anschließen. Auch die bis zur Mitte des Oberkörpers reichende Halskette mit zwei tropfenförmigen Anhängern ist türkisfarben. Die weißen stämmigen Beine enden an spitzen Füßen, die ohne Sockel auf dem Boden stehen.

Wissenschaftliche Einordnung

Hahay’iwùuti, die nicht nur als eine der Katsinam-Mütter betrachtet wird (vgl. 2018-FE-00084), repräsentiert das Ideal einer Hopi-Frau und erfüllt sehr unterschiedliche zeremonielle Funktionen. Die Häufigkeit ihres Auftretens bestätigt auch die Bedeutung, die sie als eine der führenden Katsinam (Mong Katinsam) besitzt, für die sich die allerdings falsche Bezeichnung Häuptlingskatsinam (Chief Katsinam) eingebürgert hat.

Wie unterschiedlich sie auftritt zeigen folgende Beispiele: Auf der First Mesa kündigt sie zu Soyoko die Ankunft der Monster an und fordert die Jungen und Mädchen des Dorfes dazu auf, Nahrung für ihre leiblichen Kinder – die Monster – zu beschaffen. Dafür verteilt sie an die Mädchen Mais und an die Jungen Schlangen. Weniger freundlich ist sie, wenn sie danach Fleisch für ihre Kinder fordert. Bekommt sie von den Familien nicht genug, droht sie ihnen und wirft ihnen Hartherzigkeit und Rücksichtslosigkeit vor.

Während Paalölöqang ist sie die Amme der Wasserschlange und zu Patsavu, der Initiationszeremonie, übergießt sie Kinder zeremoniell mit Wasser nachdem sie ihnen Essen angeboten hat. Auch während des sehr selten stattfindenden Shalako hat sie eine zentrale Rolle als Dirigentin der beeindruckenden Sa’lakokatsinam (2018-FE-00007, 2018-FE-FE-00011, 2018-FE-00096) und anderer Wolken- und Regenkatsinam.

Ihre Bedeutung spiegelt sich auch in tihu-Form wider, was bei einer anderen Version aus der Ferretti-Sammlung beschrieben wird (2018-FE-00086).

Verwendete Literatur

Colton 1959, Haberland 1980, Maxson 2011, Wright 1973, Wright 1977

Name der/s Bearbeiter*in

Birgit Klein

Stand der Bearbeitung

26.08.2020