Merkmale und Herstellung

Bei der Betrachtung von tithu fällt auf Anhieb die große Bandbreite an Gestaltungsmerkmalen auf, von denen einige mehr, die anderen weniger Bedeutung haben. Von besonderer Bedeutung sind die Farben, mit denen die Köpfe (bei den tanzenden Katsinam sind es die Masken) bemalt sind. Für die Hopi symbolisieren die Farben die sechs möglichen Richtungen. Dadurch gibt die Farbe des Gesichts die Richtung an, aus der der Katsinam gekommen ist. Dies ist besonders relevant bei den Katsinam, die unterschiedliche Farben aufweisen können. Die Zuteilung ist folgendermaßen:

Gelb Norden/Nordwesten
Blau/Grün/Türkis Westen/Südwesten
Rot Süden/Südosten
Weiß Osten/Nordosten
Schwarz oben (Himmel)
Alle Farben zusammen unten (Unterwelt)

Bei der Bemalung finden sich Symbole wie Tierspuren, Blitze, Wolken, Sterne, Pflanzen (insbes. Mais), Kriegermale (zwei vertikale Linien), Phallussymbole als Zeichen der Fruchtbarkeit oder ein umgekehrtes V, das etwas über die Funktion des Katsinam aussagt. Je nach Funktion können sie beispielsweise Pfeil & Bogen oder Ruten aus Yukkablättern tragen, die Hinweise auf ihre Funktion im Sinne der Klassifikationen von Colton und Wright geben können. Die Ausstattung der tithu richtet sich dabei nach den echten Katsinam.

Für die Herstellung suchen die Künstler – heute, wenn auch umstritten, ebenfalls Künstlerinnen – nach getrockneten Wurzeln der Amerikanischen Pappel (Cottonwood). Diese wird auf die richtige Größe zugesägt und dann mit Messer, Meißel, Raspel und Sandstein in Form gebracht. Dann werden ggf. zusätzliche Elemente angesteckt oder angeklebt. Schließlich wird eine Grundierung aus Kaolin aufgebracht und dann aus natürlichen oder kommerziellen Farben die Bemalung aufgebracht. Die natürlichen Farben sind pflanzlich oder mineralisch. Erst ganz zum Schluss werden, wenn nötig, Federn angebracht.

Da Pappelwurzeln immer schwerer zu finden sind und zugleich wegen der Kommerzialisierung mehr benötigt werden, versorgten schon in den 1970er Jahren Händler einige der Künstler und lieferten es beispielsweise aus der Navajo-Reservation an. Außerdem wird seit dieser Zeit mit anderen Hölzern experimentiert, doch sind die Ergebnisse nicht immer befriedigend, da sie die falsche Farbe haben, schwer zu bearbeiten oder auch nur kompliziert zu beschaffen sind. Außerdem ist Pappelholz eng mit den religiösen Vorstellungen der Hopi verbunden, da es bei ausreichendem Niederschlag schnell wächst (Teiwes 1991:35-37; Wright 1977:9-10). Gisela Stappert (1992:337-338) berichtet von ihrer Forschung im Jahr 1990 auch, dass nur wenige Schnitzer überhaupt die Zeit aufwenden wollten, selbst nach Holz zu suchen, auch wenn andere Künstler betonen, wie wichtig die Individualität der einzelnen Wurzelteile für das Ergebnis ist. Sie versorgten sich lieber mit dem Holz, das sie für etwas 10 Dollar pro Meter kaufen konnten.

Die Herstellung der tithu erfolgt heute oft mit modernen, elektrischen Werkzeugen, wobei die Bandbreite der Techniken so groß ist, wie die der Stile und der Ansprüche. Was keinesfalls übersehen werden darf, ist die Tatsache, dass die Kommerzialisierung der Schnitzerei auch Auswirkungen auf den Umgang der Hopi mit den Figuren hat. Fertigte früher ein Mann nur die tithu, die im zeremoniellen Rahmen von Katsinam an seine Töchter verschenkt wurde, so haben gesteigerte Ansprüche, mangelnde Fähigkeiten oder Bequemlichkeit dazu geführt, dass manche Väter heute professionelle Schnitzer beauftragen, für sie zu schnitzen (Stappert 1992:317).

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