Objektname

Honànkatsina (Dachskatsina)

Künstler

Unbekannt

Entstehungsort

Third Mesa, wahrscheinlich Oraibi

Datierung

1900-1910

Provenienz

Sammlung Antonio und Christin Ferretti

NONAM Inv. Nr.

2018-FE-00110

Material

Cottonwood (Wurzelholz der Pappel)

Maße

27 x 8cm (bis zur nasalen Vorwölbung)

Zeremonien

Patsavu, Powamuya (Bohnentanz), Paalölöqang, gemischte Tänze, Angk‘wa

Beschreibung

Der Erhaltungszustand der Fassung dieser tihu erscheint leicht fragmentiert und ausgebleicht. Die Figur weist keinen hohen Detailgrad auf: Die Ausformung einzelner Elemente ist blockhaft und einfach gehalten. Die Figur steht auf klobigen Füßen, gerade nach vorne blickend in einer steifen Haltung. Ihre angewinkelten Arme sind eng am Körper angelegt, sodass die Hände vor der Körpermitte ruhen und sich berühren. Womöglich hält sie etwas in ihren Händen, denn es ist ein orangefarbener Balken zwischen den Händen und dem Bauch auszumachen.

Der schwarz gefasste Kopf sitzt direkt auf den Schultern, ein Halsabsatz ist nicht erkennbar. Eine breite weiße Linie vom Scheitel bis zur Nasenspitze gleicht charakteristisch der Bässe eines Dachses. Die Figur hat eine plastisch geformte Schnauze, die von zwei gelben Wangen eingerahmt ist. Darüber sitzen länglich-rechteckige Augen, die mit türkisfarbenen Linien umrandet sind. Die Ohren der Figur sind kaum zu erkennen, aber die sichtbaren Materialreste auf der rechten Seite des Kopfes lassen darauf schließen, dass die Ohren aus additiven Elementen bestanden haben (vermutlich Federn).

Die kontrastreiche Farbkombination des Körpers in Schwarz, Türkis, Gelb, Rot und Grün bleibt nur ansatzweise erkennbar. Auf der Brust der Figur zeichnet sich eine breite türkisfarbene Kette ab, in deren Mitte sich ein ebenfalls türkisfarben gefasster roter Anhänger befindet. Von der Brust bis zur Taille befindet sich ein breiter weißer Streifen, der von einer schwarzen Weste flankiert wird. Der linke Oberarm ist schwarz, während die Farbe des rechten Armes stark abgenutzt ist und lediglich schwarze Kreise auf weißem Untergrund zeigt. An den Oberarmen ist jeweils eine türkisfarbene Armbinde erkennbar.

Die Unterarme sind weiß gefasst. Der knielange Kilt ist weiß und auf der rechten Seite mit einer Hopi-Schärpe besetzt. Diese ist rot umrandet und zeigt im Zentrum eine rote Raute auf einer grünen Oberfläche. Außerdem trägt die Figur eine schwarze Gürteltasche mit grünen Applikationen. Unter dem Kilt lugen die Beine der Figur hervor. Die Figur trägt zudem rote Mokassins.

Wissenschaftliche Einordnung

Die in altem Stil gefertigte Honànkatsina wird von Colton und Wright in zwei Typen unterschieden. Der erste Typ hat eine Federkrone und rote Ohren. Er erscheint auf der Second Mesa. Der zweite Typ stammt aus der Third Mesa und trägt zwei hochstehende Federn anstelle von Ohren. Wright vermutet, dass die beiden Typen zu unterschiedlichen Zeiten zu den Hopi gekommen sind. Nach dieser Interpretation entspricht die tihu dem vom Rio Grande stammenden Typ, auch wenn ihr die seitlichen Federn abhandengekommen sind.

Zusätzlich wird die Identifikation dadurch erschwert, dass Honànkatsinam verschiedene Farben haben können und je nach Ausformung entweder den Honkatsinam ( 2018-FE-00048), den Eichhörnchenkatsinam (Lakan) oder Sio Hemis Hu von der Third Mesa ähneln. Secakuku bildet in seiner Publikation einen Dachskatsina ab, der dagegen keinerlei Federn hat, sondern an beiden Seiten des Kopfes getreppte Elemente aufweist.

Einig sind sich allerdings alle Autoren, dass es sich bei Honànkatsina um einen Heilungskatsina handelt. Er bringt Heilkräuter mit, repräsentiert die Medizin und ist Botschafter für Regen, der auch Heilpflanzen wachsen lässt. Die Angaben, zu welchen Gelegenheiten er erscheint, sind unterschiedlich: Nach Secakuku erscheint er bei den Sommertagestänze, aber auch während Angk’wa. Wright schreibt, dass er auf der First Mesa an Paalölöqang teilnimmt, während er als einer der Hauptkatsinam (Mong Katsinam) auf der Second Mesa bei Powamuya und Patsavu erscheint und auf der Third Mesa an gemischten Tänzen (Soyohim) auftritt.

Verwendete Literatur

Colton 1959, Maxson 2001, Wright 1973, Wright 1977, Secakuku 1995

Name der/s Bearbeiter*in

Carolin Schulz

Stand der Bearbeitung

02.06.2020

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