Objektname
Honkatsina ([Weißer] Bär-Katsina)
Künstler
Ed(d)ison Torivi, Hopi
Entstehungsort
First Mesa, Polacca
Datierung
2002
Provenienz
Sammlung Antonio und Christin Ferretti
NONAM Inv. Nr.
2018-FE-00048
Material
Cottonwood (Wurzelholz der amerikanischen Pappel), Farben
Maße
20 x 7,5 x 6,5cm
Zeremonien
Gemischte Tänze
Beschreibung
Die tihu ist in Bewegung abgebildet: Der rechte Fuß ist leicht angehoben, um einen Schritt nach vorne zu machen; der linke Fuß steht dagegen auf dem Holzsockel. Der angewinkelte rechte Arm ist nach vorne gehoben, während der linke Arm nach unten ausgerichtet ist.
Der sandfarbene Kopf zeigt die Schnauze eines Raubtieres. Das Maul ist geöffnet und offenbart so den Blick auf eine lange Reihe spitzer weißer Zähne vor rotem Grund. Die schwarzen Augen mit roter Umrandung haben die Form von Tropfen, wobei die spitze Seite nach außen zeigt. Ein schwarzer Bärentatzenabdruck prangt auf der Wange. Zu beiden Seiten des Kopfes befindet sich je ein großes rotes Ohr mit einem ausragenden Dreieck in der Mitte. Auf dem Kopf trägt die tihu eine helle halbkugelförmige Kopfbedeckung aus Tierfell. Darauf sind zwei Bündel mit jeweils drei Federn liegend und mit den Spitzen nach vorne zeigend befestigt.
Der Übergang zum Oberkörper wird durch eine große Halskrause aus hellem Fell gebildet, die auf dem nackten Oberkörper ruht. Um den Hals trägt die Figur ein locker gebundenes grünes Band, dessen Knoten auf der Brust hängt. Darunter spannen sich insgesamt sechs Schnüre, von denen sich jeweils drei eng nebeneinander als Schärpe um die Brust winden und sich in der Mitte kreuzen. Darunter ist ein undeutliches ovales Symbol von dunkelgrüner Farbe gemalt, das sich auch auf den Oberarmen und den Unterarmen wiederfindet. Auf den Oberarmen wird es durch einen braunen Armreif mit ovalen Mustern halb verdeckt. An den Handgelenken trägt die Figur ebenfalls breite Armreife, die schwarz, weiß und türkisfarben sind. Die linke Hand umschließt fest einen Bogen, der an der Außenseite der Krümmung schwarz und an der Innenseite braun bemalt ist. Die rechte Hand hält eine weiße Rassel, welche dieselbe Bärentatze abbildet, die auch auf der Wange prangt.
Um die Taille spannt sich ein breiter Gürtel, von dessen Mitte eine schwarze Gürteltasche herabhängt. Mittig befindet sich dort eine leuchtend gelbe Blume sowie darunter zwei Linien in gelb-grün und rot, welche die Form eines halben Rechtecks bilden. Der weiße Rock fällt von der Taille bis zu den Knien herab. Darunter werden die hellbraunen Beine sichtbar, die in orangebraunen Mokassins mit Fransen an den Schäften stecken. Zuunterst befindet sich ein runder Holzsockel, auf dem weitere schwarze Bärentatzen im Uhrzeigersinn abgebildet sind.
Wissenschaftliche Einordnung
Die tihu tritt in gemischten Tänzen auf. Im Unterschied zu den Reihentänzen stehen dabei nicht nur ein Katsina, sondern mehrere Katsinam im Mittelpunkt. Dabei bewegen sich die Tanzenden von einer Plazaseite zur anderen und singen ein Katsinalied. Nach dem Tanz beschenken sie die Kinder mit kleinen Geschenken, legen eine Pause ein und beginnen dann erneut – vom Mittag bis zum Sonnenuntergang.
Honkatsinam können je nach Mesa unterschiedliche Farben und Ausformungen haben, zum Beispiel in Bezug auf die Augen. Dabei kommen allein auf der Third Mesa vier (ursprünglich vermutlich alle sechs) Farben der Himmelsrichtungen vor. Die Bären können sich aber auch in ihrer Ausstattung erheblich unterscheiden. Das zentrale Element dieses sehr mächtigen Katsina, der schwere Krankheiten heilen können soll, sind die Abdrücke von Bärentatzen auf den Wangen.
Der Katsina der Ferretti-Sammlung ist eindeutig ein Honkatsina von der Third Mesa, wo er bei gemischten Tänzen außerhalb der Reihe tanzt. Ansonsten treten Bären auch während der Feier zur Rückkehr der Katsinam (Soyal) auf der First Mesa als Aufpasser oder Seitentänzer für tsa’kwayna (2018-FE-00076, 2018-FE-00077, 2018-FE-00078, 2018-FE-00187) auf.
Verwendete Literatur
Colton 1959, Wright 1973, Wright 1977, Haberland 1980
Name der/s Bearbeiter*in
Ida Zürn
Stand der Bearbeitung
26.08.20