Objektname

Hiilili (Peitscher-Katsina [Wächter])

Künstler

Unbekannter Künstler

Entstehungsort

Third Mesa

Datierung

Erworben 2015

Provenienz

Sammlung Antonio und Christin Ferretti

NONAM Inv. Nr.

2018-FE-00140

Material

Cottonwood (Wurzelholz der Pappel)

Maße

13 x 21,2 x 37cm

Zeremonien

Powamuya (Bohnentanz), Kiva-Tänze, Plaza-Tänze, Pamuya, Pamürti, Angk’wa

Beschreibung

Diese tihu ist reich verziert und fällt durch ihren aufwendigen Kopfschmuck auf: Auf dem braunen Haupt liegen einige große Federn, die nach rechts ausgerichtet sind. Auf der linken Seite der Kopfkrone ragt ein rundes Element mit einem Zackenrand heraus. Darauf ist ein vereinfachtes Gesicht abgebildet. Unter dem grünen Stirnband fängt das Gesichtsfeld an, welches durch die getreppten Farbfelder in Dreiecksform in schwarze und weiße Bereiche unterteilt ist. Die Augen sind als schwarze Balken angedeutet und das Band mit schwarz-weißen Rauten und einer roten Umrandung soll einen breiten Mund darstellen. Seitlich des Gesichts stehen die viereckigen Ohren ab, welche hier von einem roten Kreuz auf einem weißen Grund gerahmt sind.

Direkt unter dem Mund fängt der schwarze lange Bart an, der aus (echten?) Haaren gemacht sein zu scheint. Die Barthaare fallen auf die Halskrause aus Pelz (?), die die Schultern und die Brust bedecken. Daher ist von dem roten Oberkörper nur die Bauchpartie sichtbar. Anscheinend ist dieser mit langen vertikalen Linien in Türkis und Gelb bemalt. Auch die Oberarme haben diese Streifen, die auf den Unterarmen in gelbe (rechts) und türkisfarbene (links) Farbblöcke münden. Am rechten Handgelenk sind zudem türkisfarbene Federn befestigt, während das Linke von einem ledernen (?) Armband mit weiß-türkisfarbenen Applikationen geschmückt wird. Der rechte Arm ist leicht nach vorne gehoben und zeigt damit ein Bündel von dünnen Stöcken. In der linken Hand hält die Figur einen stockähnlichen hohlen Gegenstand, der auf einer Seite offen ist.

Wie häufig hat auch diese tihu eine rote Schärpe, die quer über den Oberkörper gelegt ist. Der Rock, der die Knie sichtbar lässt, ist weiß. Wobei auf der rechten Seite eine reiche Musterung aufgemalt ist, die aber nur teilweise zu sehen ist, da der breite Gürtel darüber liegt. Die farbenfrohen Mokassins sind mit gelben, roten und hellblauen Streifen verziert und werden an den Knöcheln mit schwarzen Bändern festgebunden.

Wissenschaftliche Einordnung

Ein „Hiilili“ ist ein Katsina, der sowohl während des „Powamuya“ Bohnentanzes als auch während freien Tänzen und Kiva-Tänzen zu sehen ist. Der Ursprung von Hiilili ist nicht ganz geklärt: Angeblich soll er kurz vor 1900 von den Zuni oder aus Laguna bzw. Acoma vom Rio Grande entstammt sein. Haberland weist dagegen darauf hin, dass Zuni berichteten, er sei zu dieser Zeit von den Hopi zu ihnen gekommen. Vielleicht liegt die Uneinigkeit auch an der hohen Varianz des Aussehens der Hiilili-Katsinam, die als Familie innerhalb der Peitscher-Katsinam bezeichnet werden können. Auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint das Sonnensymbol, das neben dem Haupt dieser tihu zu schweben scheint. Tatsächlich entspricht die Zusammenstellung exakt der Darstellung, die Colton als typisch für die Second und Third Mesa darstellt. Dieser betont auch, dass nur der Hiilili der First Mesa aus Zuni stammen soll, wo er zu Pamürti erscheint.

Ansonsten treten die verschiedenen Hiilili-Katsinam als Wächter bei der Powamuya-Zeremonie oder als Gruppe bei Angk’wa auf. Während dieser Nachttänze singen die Kooyemsi für sie (2018-FE-00038, 2018-FE-00039, 2018-FE-00070, 2018-FE-00131, 2018-FE-00180). Ein Hiilili tritt auch während der Sommertänze auf und ist wegen seiner dynamischen Tänze sehr beliebt.

Die anatomische Korrektheit dieser Figur zeigt, dass sie zu einer neueren Generation aus dem 20. Jhd. der tithu gehört. Detailreichtum und die Verarbeitung moderner Materialien, sowie kommerzielles Leder und Kunstpelz, heben diese Figur handwerklich von den älteren tithu ab. Seit etwa der zweiten Hälfte des 20.Jhd. fingen die Hopi an, beständigere Farben zu benutzen. Die ursprünglichen Farben wurden zuerst aus verpulverten lokalen Mineralien hergestellt, welche zunächst durch Temperafarben und später durch Acryl ersetzt wurden.

Verwendete Literatur

Colton 1959, Haberland 1980, Hartmann 1978, Secakuku 1995, Wright 1973, Wright 1977

Name der/s Bearbeiter*in

Hilja Droste, Markus Lindner, Ilia Nasyrov

Stand der Bearbeitung

12.08.20