Objektname

Qöqlö (Secon Mesa Katsina [Chief-Katsina (Mong)])

Künstler

Unbekannter Künstler

Entstehungsort

Hopi

Datierung

Etwa 1935-1940

Provenienz

Sammlung Antonio und Christin Ferretti

NONAM Inv. Nr.

2018-FE-0113

Material

Cottonwood (Wurzelholz der Pappel), Farben

Maße

15,5 x 5 x 4cm

Zeremonien

Soyaluna (Wintersonnenwende), Powamuya (Bohnentanz)

Beschreibung

Bei der tihu handelt es sich um eine Darstellung eines Qöqlö-Katsinam. Abgesehen von den Federn auf dem Kopf ist sie aus einem Stück des Wurzelholzes der Pappel geschnitzt, wobei die Figur als eine Zusammensetzung verschiedener geometrischen Formen beschrieben werden kann. Diese sparsam gestaltete Figur steht aufrecht und steif mit beiden Füßen ohne Sockel auf dem Boden. Der überdimensionale zylinderförmige Kopf ist gelb gefasst, das Gesicht wird nur von schwarzen Linien verbildlicht. Dabei sind die Augen und der Mund einfache Punkte. Die Augenbrauen und die Nase sind mit einem fortlaufenden Pinselstrich gemalt worden: Die beiden Bögen oberhalb der Augen verbindet eine eckige Nase. Ein dritter Bogen befindet sich nach unten geöffnet unterhalb der Nase und kreist den Mund ein. Kurze senkrechte Striche auf den Bögen erzeugen ein Muster, das an kurze Haare erinnert. Hierbei könnte es sich um eine abstrakte Darstellung einer Maispflanze handeln.

Der Kopf nimmt beinahe die gesamte Breite der Schultern ein und ist somit direkt mit dem sanduhrförmigen bunt gefassten Körper verbunden. Eine spitz zulaufende Kette mit hellgrauen Steinen ziert den Oberkörper. Die Schultern und Unterarme sind im gleichen Gelbton wie der Kopf bemalt, der restliche Oberkörper ist orangefarben. Oberarme lassen sich nicht erkennen, dafür aber die Unterarme, die in einem rechten Winkel vor dem Bauch gebeugt sind. Darunter fängt der weiße Rock an – ein zeremonieller Kilt, dessen unterer Saum schwarz gefärbt ist und an zwei Stellen in Form von Vierecken auskragt. Auf der rechten Seite des Kilts ist ein buntes senkrechtes Muster gemalt. Es von schwarzen Kästen gerahmt und mit Orange- und Gelbtönen sowie mit einem Grünton gefüllt. Unterhalb des Kilts sind gelbe Beine, die mittig von einer schwarzen Linie unterbrochen und in große rote Mokassins übergehen.

Wissenschaftliche Einordnung

Die vorliegende tihu ist im sogenannten „traditionellen“ Stil geschnitzt, was anhand der gedrungenen Form und der anliegenden Arme zu erkennen ist. Qöqlös Kopf kann verschiedene Farben haben, welche die sechs Himmelsrichtungen symbolisieren (Norden, Süden Westen, Osten, Unterwelt und Universum) oder einfach als Erkennungsmerkmal der jeweiligen Mesa fungieren (2018-FE-00114 und 2018-FE-00144). Secakuku unterscheidet die verschiedenen Erscheinungsformen explizit voneinander. So ist der gelbköpfige Sikyaqöqlö ein Künstler, der Geschenke für Kinder produziert und die Kunst des Bodenbaus beherrscht, während der schwarze Tuvatsqöqlö „rückwärts“ spricht – also das Gegenteil von dem sagt, was er meint – und Pomayu Geschenke verteilt.

Auf der First Mesa hat Qöqlö ein weißes Gesicht und erscheint nur mit einem Jagdhemd bekleidet. Ein gelber Kopf und Lederkleidung sind Merkmale der Qöqölom (Pl.), die in Paaren vier Nächte vor dem Bohnentanz (Powamuya) auf der Second Mesa erscheinen und Geschenke, darunter tithu, verteilen. Auf der Third Mesa treten Qöqölom mit schwarzem Kopf auch bei der Zeremonie zur Wintersonnenwende auf – der ersten Zeremonie, welche die Saison der Katsinam einführt. Als Gruppe nehmen sie dort nicht nur die Rolle von Tänzern ein, sondern eröffnen mit ihren Begleiterinnen, den Mana, die Kivas, durch welche die Katsinam aus der Unterwelt zu den Hopi kommen können.

Nach Wright gehört Qöqlö zu der Kategorie der Sosoyohimkatsinam (Gemischte Katsinam), die einer ständigen Veränderung unterworfen sein können und je nach Mesa und Zeit unterschiedliche Funktionen erfüllen. Sie gehören damit keiner bestimmten Kategorie von Katsinam an. Zugleich werden sie aber häufig als Chief-Katsinam oder Mong bezeichnet, die besonders hohes Ansehen, aber keine hierarchisch hohe Stellung besitzen.

Verwendete Literatur

Haberland 1980, Hartmann 1978, Colton 1959, Fewkes 1903, Secakuku 1995, Pearlstone 2011, Wright 1977

Name der/s Bearbeiter*in

Merle Meta Kubasch

Stand der Bearbeitung

12.08.20