Objektname
Honànkatsina (Dachskatsina)
Künstler
Joe Gash
Entstehungsort
Third Mesa, Hotevilla
Datierung
2013
Provenienz
Sammlung Antonio und Christin Ferretti
NONAM Inv. Nr.
2018-FE-00111
Material
Cottonwood (Wurzelholz der Pappel)
Maße
32,5 (mit Sockel) x 13 x 15cm (an der Armverlängerung)
Zeremonien
Patsavu, Powamuya (Bohnentanz), Paalölöqang, gemischte Tänze, Angk‘wa
Beschreibung
Die Figur ist in einem sehr guten Zustand. Abnutzungsspuren sind nicht erkennbar. Die Oberflächenstruktur versucht einen realistischen Detailbezug herzustellen. Die Anatomie der Figur zeigt einen Körper mit dynamisch agierenden Armen. In der linken Hand hält die Figur einen Bogen und in der rechten Hand eine Rassel. Das Standbein der Figur ist rechts, das Spielbein links.
Das Gesicht mit angebrachter Tierschnauze ist in Abschnitte in Schwarz, Gelb, Rot, Weiß und Türkis unterteilt. Zentral ist die weiße Linie, die symmetrisch das Gesicht in der Mitte unterteilt und von schwarzen Flächen flankiert wird, die an eine Dachs-Blässe erinnern. Der Kopf hat zwei farbige Adlerfedern als Ohren, die rot, schwarz und weiß sind. Zusätzlich gibt es vier horizontale Federn, die über die Stirn hinausragen. Sie sind schwarz, blau und grün. Die Figur hat länglich-rechteckige Augen, die aus hellblauen Konturlinien bestehen. Die Schnauze der Figur zeigt Zähne, die von roten Lippen umrandet sind. Der Hals der Figur ist nicht erkennbar, da eine braun-schwarze Fellkrause – womöglich handelt es sich um einen Fuchspelz – ihn bedeckt. Solch eine additiv angebrachte Pelzstruktur wird auch an den Kopfseiten deutlich, die das Gesicht flankieren.
Unter der Fellkrause ist der Körper schwarz gefasst. Von ihm hebt sich eine weiße Linie in der Mitte des Oberkörpers ab, die sich v-förmig nach unten verjüngt. An den Oberarmen sind ockerfarbene Bänder plastisch hervorgehoben, die sich auch um die Brust herum und unter der türkisfarbenen Halskette wiederfinden.
Die Oberarme sind schwarz, während die Unterarme weiß gehalten sind. Das linke Armgelenk wird von einem schwarzen breiten Band verziert. Bekleidet ist die tihu mit einem weißen knielangen Rock. Darüber trägt sie einen Lendenschurz oder eine Gürteltasche in Schwarz. Der Lendenschurz/die Gürteltasche ist an dem reich dekorierten Concha-Gürtel befestigt. Die traditionelle Hopi Schärpe auf der rechten Seite ist beigefarben und zeigt ebenfalls ein aufwendiges Muster (u.a. das weiße Krieger-Zeichen). Die Figur trägt charakteristische rote Mokassins, die seitlich an den Knöcheln mit Franzen besetzt sind.
Wissenschaftliche Einordnung
Colton und Wright unterscheiden zwei Typen von Honànkatsinam. Der erste Typ hat eine Federkrone und rote Ohren und erscheint auf der Second Mesa. Während der zweite Typ der Third Mesa zwei hochstehende Federn anstelle der Ohren trägt. Wright vermutet, dass die beiden Typen zu unterschiedlichen Zeiten zu den Hopi gekommen sind. Nach dieser Interpretation entspricht die tihu dem vom Rio Grande stammenden Typ, auch wenn ihr die seitlichen Federn abhandengekommen sind.
Zusätzlich wird die Identifikation dadurch erschwert, dass Honànkatsinam verschiedene Farben haben können und je nach Ausformung entweder den Honkatsinam (2018-FE-00048), den Eichhörnchenkatsinam (Lakan) oder Sio Hemis Hu der Third Mesa ähneln. Secakuku bildet in seiner Publikation einen Dachskatsina ab, der dagegen keinerlei Federn hat, sondern an beiden Seiten des Kopfes getreppte Elemente aufweist.
Einig sind sich allerdings alle Autoren, dass es sich bei Honànkatsina um einen Heilungskatsina handelt. Er bringt Heilkräuter mit, repräsentiert die Medizin und ist Botschafter für Regen, der auch diese Heilpflanzen wachsen lässt. Die Angaben, zu welchen Gelegenheiten er erscheint, sind unterschiedlich: Nach Secakuku erscheint er bei den Sommertagestänze, aber auch während Angk’wa. Wright schreibt, dass er auf der First Mesa an Paalölöqang teilnimmt, während er als einer der Hauptkatsinam (Mong Katsinam) auf der Second Mesa bei Powamuya und Patsavu erscheint und auf der Third Mesa an gemischten Tänzen (Soyohim) auftritt.
Der Hopi Künstler Joe Gash, der aus Hotevilla (Third Mesa) stammt, schnitzt seit 1979 tithu für den Verkauf. Die Preise seiner Figuren, die schon mehrere Auszeichnungen erhalten haben, liegen im dreistelligen Bereich.
Verwendete Literatur
Colton 1959, Wright 1973, Wright 1977, Secakuku 1995
Name der/s Bearbeiter*in
Carolin Schulz
Stand der Bearbeitung
02.06.2020