Objektname

Marawkatsina

Künstler

Unbekannt

Entstehungsort

Third Mesa

Datierung

Um 1950

Provenienz

Sammlung Antonio und Christin Ferretti

NONAM Inv. Nr.

2018-FE-00107

Material

Cottonwood (Wurzelholz der Pappel), Farben

Maße

31,5 x 14 x 9,5cm

Zeremonien

Reihentänze, Kiva-Tänze

Beschreibung

Die tihu stellt eine aufrechtstehende Figur mit leicht gebeugten Beinen und bunter Kleidung dar. Beide Arme sind angewinkelt und halten Gegenstände in den Händen: Die rechte Hand hält eine blaue Rassel; die linke Hand einen nicht-identifizierbaren Gegenstand, der aus zwei blauen Dreiecken besteht. Die tihu ist sehr gut erhalten.

Auf dem zylinderförmigen Kopf sind die Augen als zwei horizontal gelagerte schwarze Balken gemalt. Das rechte Auge ist von einem rosa Quadrat umgeben, das wiederum von einem weißen Quadrat umschlossen wird, während bei dem linken Auge die Farben genau andersherum sind. Die beiden Gesichtshälften werden durch eine schwarze Linie mit weißen Quadraten in der Mitte des Gesichtes getrennt. Auf dieser liegt auch der schwarze abgerundete Schnabelmund, in dem spitze weiße Zähne sichtbar werden. Zu beiden Seiten des Gesichtes befinden sich kreisrunde Blumenohren, deren weiße Mitte von einem roten Flaum umhüllt wird. Die Kopfbedeckung besteht aus einer rosa-gelben Krempe und einem Gestell aus drei blauen Stäben mit rotem Flaum, die spitz zusammenlaufen. An dieser Stelle sind sie zusammengebunden und werden mit einem kleinen Federbüschel aus braunen und orange-braunen Federn bekrönt.

Der Übergang zum Oberkörper wird durch ein aufgemaltes schwarzes Band markiert, auf dem weiße Rechtecke zu sehen sind. Dasselbe Band läuft auch über Brust und Bauch hinab zum Gürtel. Auf der rechten Seite des Bands ist der Körper weiß gefasst und auf der anderen Seite ist es rosa. Auf beiden Seiten geht eine große weiße aufgemalte Zickzacklinie vom Gürtel aus und führt über die Brust und den Arm bis zum Handgelenk. An beiden Oberarmen trägt die Figur je einen grau-gelben Armreif.

Ein breiter schwarzer Gürtel, auf dem abwechselnd graue Kreise und Symbole in der Form einer Sanduhr abgebildet sind, spannt sich um die Hüfte der Figur. Darunter reicht ein gestreifter Kilt bis zu den Oberschenkeln hinab. Dieser ist mit rosa, braunen, weißen, gelben und blauen Streifen verziert. Unter diesem Kilt trägt die Figur enge schwarze Hosen. Etwas oberhalb der Knie sind weiß-rote Bänder um die Beine gebunden, die von einer angedeuteten Schleife zusammengehalten werden. Die Füße stecken in braunen Mokassins, die bis über die Knöchel reichen. An den Seiten finden sich graue Verzierungen, die zwei Kreise und eine Schleifenform zeigen. Die Sohle der Schuhe ist weiß und beide Füße stehen fest auf dem Boden.

Wissenschaftliche Einordnung

Anhand ihres auffälligen Kopfschmucks und ihrer besonderen Gesichtsbemalung kann die tihu leicht als Marawkatsina identifiziert werden. Benannt ist der Katsina offenbar nach dem Maraw-Frauenbund, der im September seine Zeremonien abhält, bei denen die Frauen einen dreibeinigen Kopfschmuck tragen. Das Aussehen der Marawkatsina kann eine große Bandbreite haben, was womöglich daran liegt, dass er ein relativ neuer Katsina ist. Das betrifft zum Beispiel unterschiedliche Gesichtsbemalungen auf der Second und Third Mesa – wobei die hier abgebildete dem Typ der Third Mesa entspricht – oder das sonstige Äußere: So finden sich an dieser tihu beispielsweise weder die Schärpe, noch der Kragen aus Douglasie, die von Colton als charakteristisch angegeben werden (auch wenn er selbst die Normativität relativiert).

Der Marawkatsina ist darüber hinaus voller Widersprüche. Er soll einerseits von den Zuni gekommen und zum ersten Mal im Jahr 1920 in Walpi (First Mesa) bei eintägigen Feierlichkeiten erschienen sein, während ihn andererseits die Kleidung und die Körperbemalung eindeutig als Navajo ausweist. Während er in der Literatur meist einfach als Tänzer gewöhnlicher eintägiger Reihentänze im späten Frühling vorgestellt wird, ordnet Wright ihn auch den Kivatänzen zu. Secakuku schreibt, dass Marawkatsinam bei den Sommertänzen erscheinen und Feuchtigkeit repräsentieren. Sie sind Boten an die Regengötter und ziehen die Aufmerksamkeit durch ausgesprochene Höflichkeit auf sich, die in deutlichem Kontrast zu den wütenden Katsinam (Peitschenkatsinam) steht, die während Powamuya auftreten. Secakuku begründet dies mit der großen Bedeutung, die sie für die Vermittlung von Gebeten der Hopi an die übernatürlichen Wesen haben.

Verwendete Literatur

Colton 1959, Secakuku 1995, Wright 1973, Wright 1975, Wright 1977, Haberland 1980

Name der/s Bearbeiter*in

Ida Zürn

Stand der Bearbeitung

26.08.20

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