Objektname

Tawakatsinmana (Sonnen-Mädchen)

Künstler

Andrew Duwyenie Jr., Hopi

Entstehungsort

Third Mesa, Hotevilla

Datierung

2001

Provenienz

Sammlung Antonio und Christin Ferretti

NONAM Inv. Nr.

2018-FE-00069

Material

Cottonwood (Wurzelholz der amerikanischen Pappel)

Maße

15,2 x 6,5 x 7,5 x 7,5cm

Zeremonien

Unbekannt

Beschreibung

Die tihu zeigt eine Figur mit Federkranz um den Kopf. Bekleidet mit gewebten Decken um die Schultern steht sie auf einem hölzernen Sockel. Beide Arme sind angewinkelt und nach vorne ausgerichtet. In der rechten Hand hält sie eine breite hölzerne Feder, deren Spitze sich gen Erde biegt, während die linke Hand einen Gegenstand umschließt, der aus einem Stab, einer gelben Kugel und einem türkis-weißen kronenähnlichen Aufsatz besteht (vielleicht eine Rassel?).

Die Kopfpartie – also das Gesicht mit dem Federkranz – macht etwa ein Drittel der gesamten Figur aus. Das Gesicht der Figur ist türkisfarben gefasst und entspricht etwa einem Viertel der Gesamtfigur. Die Augen sind horizontal gelagerte schmale Rechtecke in Schwarz. In der Kinnpartie findet sich mittig ein auf der Spitze stehendes schwarzes Dreieck, das auf beiden Seiten mit je zwei parallelen vertikalen Strichen gesäumt ist, die als Kriegermarkierungen zu lesen sind. Die gelb bemalte Stirn ist durch eine schwarze Linie mit horizontalen weißen Strichen vom Rest des Gesichts getrennt. Auf der Stirn umgeben rote halbrunde Symbole einen plastischen dunkelgrünen Punkt, der in der Mitte der Stirn befestigt ist. Um das Gesicht läuft ein gelber Strahlenkranz aus kleinen Dreiecken, der dann in einen großen kreisförmig angeordneten schwarz-weißen Federschmuck aus Holz übergeht. Auch hinter dem Federkranz sind am schwarzen Hinterkopf zwei Federn befestigt.

Auf den Schultern liegt eine feste orange-braune Decke, die die Arme und Rücken bedeckt und bis zu den Oberschenkeln hinab reicht. An den Säumen und in der Mitte der Decke – also auf der Brust der Figur – ist diese mit breiten schwarzen und roten Streifen verziert, zwischen denen sich schmale weiße Linien abheben. Unter dem rechten Arm kommt noch eine weitere grob gewebte Decke in hellen Naturfarben zum Vorschein, die bis zum Boden reicht. Am rechten Handgelenk trägt sie ein Armband aus grauen und türkisfarbenen Stäben und das linke Handgelenk schmückt ein graues Armband mit türkisfarbenen Elementen. Am Zeigefinger trägt die Figur einen Ring mit türkisfarbenem Stein.

Unter den Umhängen wird ein knielanger Kilt aus einem groben Stoff sichtbar. Dieser ist schwarz und am unteren Saum befinden sich ein schmaler grüner, ein schmaler roter und ein breiter blauer Streifen. Darunter trägt die Figur gerade weiße Hosen (es könnten auch die langen Schäfte der Mokassins sein), auf deren Seite neben der Naht feine türkisfarbene Motive zu sehen. Die flachen weißen Mokassins mit den schwarzen Sohlen stehen fest auf dem Sockel, der aus einer runden naturbelassenen Holzscheibe besteht.

Wissenschaftliche Einordnung

Die tihu gehört zur Untergruppe der Katsinmamant (Sg. Katsinmana), den weiblichen Katsinam. Tawakatsinmana ist die weibliche Verkörperung des Geistes von Tawa (2018-FE-00009, 2018-FE-00010, 2018-FE-00091, 2018-FE-00179), der oft als Sonnengott beschreiben wird, auch wenn diese Bezeichnung aus dem europäischen Kontext stammt und sich nicht einfach auf die Hopi übertragen lässt. Das von Federn umrahmte Gesicht zeigt die Verwandtschaft deutlich, doch sonst ist über diese Katsinmana nicht viel bekannt. Fewkes und Stephen beschreiben zwar ausführlich Tawakatsina in den 1890er Jahren, erwähnen aber keine Tawakatsinmana. Colton führt sie in seiner Klassifikation auch nicht auf. Sie kommt weder in der Goldwater-Sammlung des Heard-Museum, der Antes-Sammlung oder der alten Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin vor. Sie gehört auch nicht zu den 250 Katsinam, die Cliff Bahnimprewa gemalt hat. Darüber hinaus wird sie auch im Handel als seltene tihu gekennzeichnet. So bleibt sie für uns rätselhaft. In seinem Standardwerk erwähnt Wright sie immerhin kurz an einer Stelle.

Das Sonnen-Mädchen steht am Anfang des Lebenszyklus. Nach der Geburt eines Kindes und der Namensgebung am zwanzigsten Tag des Lebens wird das Kind der Sonne vorgestellt. Diese soll es beim Heranwachsen begleiten und unterstützen. Die Sonne begleitet die Hopi das ganze Leben lang und ihr Auf- und Untergehen ist eine Metapher für das Entstehen und Vergehen des eigenen Lebens.

Verwendete Literatur

Colton 1959, Wright 1973, Wright 1975, Wright 1977, Hartmann 1978, Haberland 1980

Name der/s Bearbeiter*in

Ida Zürn

Stand der Bearbeitung

26.08.20

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