Objektname
Hoohòomana (Zuni Katsinamädchen)
Künstler
Dominic (Ryan) East
Entstehungsort
First Mesa, Walpi
Datierung
2015 (erworben)
Provenienz
Sammlung Antonio und Christin Ferretti
NONAM Inv. Nr.
2018-FE-00159
Material
Cottonwood (Wurzelholz der Pappel)
Maße
18,5 x 5,5 x 5,5cm
Zeremonien
Niman
Beschreibung
Die tihu steht auf beiden Beinen, der linke Fuß ist jedoch um eine halbe Fuß Länge vom anderen entfernt. Sie steht auf einem Baumstammsockel. Die Figur hat den Kopf stark nach links gedreht. Die Arme sind angewinkelt am Körper und tragen mit der linken Hand ein kugelförmiges Tongefäß. Auf diesem ist das umgedrehte Wolkensymbol mit einer zusätzlichen gezackten Linie im Hintergrund aufgemalt. In der linken Hand befindet sich ein roter geriffelter Stock und ein dreieckiger Gegenstand, ähnlich wie ein Fächer. An beiden Handgelenken ist ein breites Armband mit dicken abstehenden Bändeln und kleinen hellen Rechtecken erkennbar. Die Hände sind sehr fein ausgearbeitet: Nicht nur einzelne Finger sind plastisch dargestellt, auf dem Handrücken der linken Hand sind auch deutlich die unter der Haut liegenden Knochen und Sehnen erkennbar.
Der Kopf ist dunkelbraun gefasst, die Augen und die Nase sind mittels feiner weißer Linien aufgemalt. Bei den Augen handelt es sich um sogenannte Blumenaugen: Sie bestehen aus je einem kleinen Kreis mit acht Linien, die wie Sonnenstrahlen um einen Kreis herum platziert sind.
Zwei sichelförmige Linien – eine auf der Stirn nach oben zeigend, eine über der Halskrause nach unten zeigend – sind mit vier feinen Zickzacklinien verbunden und stellen vermutlich die Nase dar. Die halbrunden roten Ohrenscheiben ragen rechts und links vom Kopf weg. Den unteren Abschluss des Kopfes bildet eine breite Douglasien-Halskrause. Um den Hals ist eine Kette gebunden, deren großer Anhänger in Friesform auf der Brust ruht.
Die Figur trägt ein dunkelbraunes Kleid, das über die Knie ragt und darüber einen orange-beigefarben gestreiften Umhang. Das Kleid hat einen breiten Rocksaum, der eine eingekerbte Linienstruktur zeigt. Unter dem Kleid ragen die nackten Beine hervor. Plastisch und farblich abgesetzt, trägt die Figur orangefarbene Mokassins mit weißen Sohlen und seitlich aufgemalten weißen Knöpfen.
Wissenschaftliche Einordnung
Die aus Zuni importierte Hoohòomana nimmt eine zentrale Rolle in der Niman-Zeremonie ein, mit der sich die Katsinam nach der Sommersonnenwende von den Hopi verabschieden, um in die Berge zurückzukehren. Das Zunimädchen ist dabei die Begleiterin des ebenfalls aus Zuni stammenden Sio Hemiskatsina. In seltenen Fällen begleitet sie auch den Hopi Hemiskatsina. Dabei tanzt sie abwechselnd männlich und weiblich. Die hier abgebildete Figur zeigt deutlich den Unterschied zwischen den naturalistischen Figuren und dem traditionellen Stil, indem beispielsweise die zweite Hoohòomana der Ferretti-Sammlung (2018-FE-00142) geschnitzt ist.
Dominic East (geb. 1990) schnitzt seit seinem 16. Lebensjahr und begann mit Figuren im alten Stil, vor allem mit puch-tithu (flache Figuren für Kleinkinder). Heute schnitzt er aufwendigere Figuren, die oft als Skulpturen bezeichnet und nicht mehr von allen Hopi als tithu anerkannt werden. East stammt aus Walpi (First Mesa) und gehört dem Corn Clan an. Sein Handwerk hat er von seinem Stiefvater, seinem Großvater und seinen Onkeln gelernt.
Verwendete Literatur
Colton 1959 Kachina House, Elektr. Ressource: https://www.kachinahouse.com/native-american-artists/dominic-east, abgerufen am 5.8.2020, Secakuku 1995, Secakuku 2001, Wright 1973, Wright 1977
Name der/s Bearbeiter*in
Carolin Schulz
Stand der Bearbeitung
02.06.2020